Die experimentelle Kirche St. Franziskus

Jede(r) ist zum Mittun eingeladen

Der Pfarreientwicklungsprozess hat einiges ins Rollen gebracht. Manches davon tut weh, da es Abschied bedeutet – von Vertrautem, von Gewachsenem. Aber der Wandel lässt auch Raum für Neues zu. Etwas ganz Neues ist hierbei die Experimentelle Kirche in Großenbaum. Hier sollen bewusst ganz neue Wege gegangen werden. Und zwar in jeder Hinsicht. Angefangen bei Raumgestaltung und technischer Ausstattung bis hin zur Entwicklung neuer, alternativer Formen von Gottesdiensten und dem Ausprobieren geänderter religiöser und spiritueller Angebote.

Schön ist dabei, dass der Namenspatron von St. Franziskus – der heilige Franz von Assisi – seinerzeit auch neue Wege gegangen ist. Zu ihm sprach damals in der verfallenen Kirche San Damiano die Stimme Gottes: „Siehst du nicht, wie zerstört mein Haus ist? Geh und baue es wieder auf!“ Franziskus ließ das Altvertraute hinter sich und startete ein ganz neues Leben. Und er begriff, dass es nicht um den Aufbau steinerner Gotteshäuser geht, sondern um lebendige Steine – um die lebendige Kirche Christi.


Das Konzept der Experimentellen Kirche in der Pfarrei St. Judas Thaddäus schlägt genau diesen Weg vor. Hier heißt es: „Eine Kirche Jesu Christi ist eine lebendige und lebensnahe Gemeinschaft, die geprägt ist vom heiligen Geist, der immer wieder Neues aufbrechen lässt und die Menschen ermutigt, eigenverantwortlich zu sein.“ Man wolle in der Experimentellen Kirche versuchen, alles zu tun, damit diejenigen, die andere als die gewohnten Wünsche an Kirche haben, diese dort selbst zur Verwirklichung bringen können.

 

Zum Mittun eingeladen sind alle Menschen guten Willens – ganz unabhängig von Konfession, Herkunft oder sexueller Orientierung. Das Konzept ist umfangreich und auf die Zukunft gerichtet. Zur Umsetzung bedarf es noch vieler verschiedener Schritte und tatkräftiger Unterstützung von allen Seiten!


Jetzt sollen den Worten Taten folgen. Erste Ideen für Veranstaltungen stehen, weitere „Experimentierfreudige“ werden gesucht, eine funktionelle Umgestaltung der Kirche auf Grundlage des Konzeptes ist angedacht, die Außendarstellung muss „designed“ werden.

Auftakt zur experimentellen Kirche war 2021 die Ausstellung "Lichtblicke"

Auftaktveranstaltung war im Juni 2021 die Ausstellung „Lichtblicke“ von Stefan Schulte ter Hardt, der mit seinen Bildern, seiner Poesie und den passenden musikalischen Einlagen über einen Zeitraum von drei Wochen die Kirche St. Franziskus farbenfroh und inspirierend bereichert hat. Die großformatigen Bilder des Künstlers aus Acryllacken und Sprühfarben kamen in dem schlichten Kirchenraum, vom Kirchenschiff bis in den Altar- und Chorraum, sehr gut zur Geltung und konnten tagsüber zu jeder Zeit betrachtet werden. An fünf Abenden hörte man Entstehungsgeschichten zu verschiedenen Bildern, untermalt mit einer Beamerpräsentation, Musikimprovisationen und Lesungen. Die Finissage fand dann im schlichten, leeren Raum statt, mit den Impressionen aus den Ausstellungsbesuchen, Musik, Gästebuchlesungen und einem Filmbeitrag.


Weitere Aktionen stehen in den Startlöchern. So ist konkret ein besonderes Format des Bibelteilens geplant, bei dem in der Kirche und im Außenbereich Stationen zu einem bestimmten Bibeltext geteilt und reflektiert werden. Für die dunkle Jahreszeit wird eine Illumination der Kirche angestrebt.


Die Experimentelle Kirche befindet sich im Aufbau und sucht permanent Interessierte zur Mitarbeit in den Gruppen oder als Ideengeber für weitere Veranstaltungen. Hierbei sind auch Menschen angesprochen, die das Göttliche anders erfahren möchten. Jeder, der ein anderes Format sucht, darf sich angesprochen fühlen und dem Aufruf folgen, hier aktiv mit zu gestalten. Der zeitliche Arbeitsaufwand kann dabei selbst gewählt werden. Die Gruppe ist offen und freut sich über jegliches Engagement im Bezug zum christlichen Glauben.


Tanja Hake, Projektgruppe Experimentelle Kirche